Girl Parts – Auf Liebe programmiert by John M. Cusick

Girl Parts – Auf Liebe programmiert by John M. Cusick

Autor:John M. Cusick
Die sprache: deu
Format: mobi
Tags: Jugend
Herausgeber: Lübbe Digital
veröffentlicht: 2011-11-08T23:00:00+00:00


10. Die andere Seite

Der Raum war leer. Rose war allein in dem Raum. Rose war allein.

David war gerade gegangen. Sie war nackt, ihr Mund stand offen, ihr Atem ging in flachen, zittrigen Stößen. Der Pfeil in ihrem Kopf, unbeugsam, richtete sich dorthin, wo David gestanden hatte und jetzt ein gelber Lichtstreifen unter der Tür hindurchschien. Sie wusste nicht, wie lange sie auf die Stelle gestarrt hatte, bis ihre Hände sich bewegten. Die Hände sammelten ihr Kleid auf und hüllten sie in die schwarze Seide. Sie stürmte auf den Gang hinaus, stolperte über ein knutschendes Pärchen und rannte zum Fenster, gegen dessen Glasscheibe sie sich warf. Davids Nightbird war im Wegfahren begriffen, er steuerte auf die Zufahrt und dann in die Nacht.

»Die ist betrunken«, sagte der Junge.

»Dean, sei ein bisschen netter.«

Rose stürzte an ihnen vorbei und nach unten ins Gewühl. Sie begann verschwommen zu sehen, zunehmend rot. Falsch, teilte ihr Hirn ihr mit. Sie drängte sich durch die Menge. Manche glotzten. Verboten. Jetzt war sie draußen und stolperte in den Matsch.

»Langsam, langsam, alles in Ordnung?«, fragte jemand.

Geh zurück. Die Stimme verfolgte sie die Zufahrt zum Haus hinunter, hämmerte gegen ihre Schläfen, verwandelte die Welt – die Welt ohne David – in ein glühendes Inferno. Keine winzigen Lichtkreise mehr. Der Himmel war rot, die Nacht brannte.

Die Scheinwerfer eines Autos blendeten sie. Eine Hupe dröhnte. Sie stolperte in den Wald und wischte sich die Augen. Sie wusste nicht weiter. Ihr Richtungspfeil drehte sich um sich selbst und suchte ihren Freund, konnte ihn aber nicht finden. Und jeder Moment fern von ihm war falsch.

Sie hatte das Gefühl, ihr Kopf müsse explodieren. Ihr Gehirn kämpfte mit dem unmöglichen Wirrwarr. Sie war für David gemacht; sie war nicht für David gemacht. Sie musste zu ihm zurückkehren. Sie musste ihm Vergnügen bereiten. Ihr Zusammensein bereitete ihm Missvergnügen. Sie war unmöglich; das Leben war unmöglich.

Sie wusste nicht, wie lange sie umherlief. Der Morgen dämmerte mit entsetzlich grellem Sonnenlicht. Wie hatte sie das jemals schön finden können? Sie sehnte dunkle Wolken herbei. Und dies war der Zeitpunkt, an dem sie aus dem Gebüsch trat, das stille schwarze Wasser sah und eine Entscheidung traf, ihre erste eigene Entscheidung: zu springen.

»Dad! Dad!«

Charlie brachte sie in Thaddeus’ Labor. Sein Vater war nirgendwo zu sehen. Er legte sie behutsam auf die Couch. Im Wandschrank waren Decken. Er wickelte sie hinein, ließ das Wasser den muffigen Stoff durchtränken. Er warf einen Blick auf den Temperaturregler. Tot. Sie hatten immer noch keinen Strom.

Was sie brauchte, war Wärme, heißes Wasser. Die Bunsenbrenner wurden mit Gas befeuert, aber solange es keinen Strom gab, fehlte ihm ein Zündfunke.

»Bleib hier liegen.«

Ihr Blick war leer, die Haut hatte die Farbe frischen Zeitungspapiers. Bitte, lieber Gott, bitte lass sie nicht sterben.

In einer Küchenschublade fand sich eine Schachtel Streichhölzer. Der Brenner ging beim ersten Versuch an, die Flamme tanzte über dem Metallrohr. Er schnappte sich ein Glasgefäß vom Regal und füllte es mit Leitungswasser. Nicht groß genug, um ihre Füße hineinzustecken, aber er konnte es unter die Decken stecken, um sie aufzuwärmen. Ihr Atem klang rau, das konnte eine Lungenentzündung bedeuten.



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